Herbstliche Runde über den Trautzberg

Anfang Oktober fahre ich bei mildem, aber windigem Herbstwetter nach Freisen im nordöstlichen Saarland. Der kleine Ort ist der ideale Startpunkt für eine abwechslungsreiche Tour über den Trautzberg mit einem Abstecher zum Hellerberg. Ich lasse die Gedanken des Alltags hinter mir und starte meine Wanderung in der angenehmen Mittagssonne.

Mein Aufstieg zur Freisener Höhe

Der erste Abschnitt führt mich gemütlich durch ein breites Tal, rechts begleiten mich die überwucherten Mauern des ehemaligen Steinbruchs Schassewitt, in dem einst Andesit zu Schotter verarbeitet wurde. Verlassene Abraumhügel sind inzwischen von Birken und Brombeerranken erobert und es riecht nach feuchtem Laub.

Der Weg zieht an, während ich langsam zur Freisener Höhe hinaufsteige. Mir fällt sofort auf, wie ruppig der Wind über den Kamm streicht. Kein Wunder also, dass hier der erste Windpark des Saarlandes errichtet wurde. Die modernen Windräder wirken auf den weiten Feldern wie riesige weiße Skulpturen, die sich gegen den strahlend blauen Herbsthimmel drehen.

Hinter der Höhenkante durchquere ich einen schmalen Wald und plötzlich stehe ich an der Landesgrenze zu Rheinland‑Pfalz. Kurz darauf öffnet sich das Gelände, und ich wandere quer über eine windgepeitschte Weide hinunter zu einem großen, auf einem Gittermast montierten Windrad. Das Surren der Rotorblätter mischt sich mit dem Rauschen des Grases, ein moderner Kontrast zur stillen Landschaft.

Spuren vulkanischer Vergangenheit

Hinter dem Windrad tauche ich in den Wald am Böschberg ein, der Weg wird schmal und verwunschen. In einer Kurve verlasse ich den breiten Forstweg und folge einem steilen Pfad hinunter in das Tal eines Baches. Nach wenigen Minuten öffnet sich vor mir der mächtig Hellerberg‑Steinbruch. Hohe Felswände ragen empor, Basalt und Andesit schimmern in dunklen Tönen. Hier wurden vor Millionen Jahren Vulkangase und Magma freigesetzt, die später zu kostbaren Achaten wurden.

Geradeaus durchquere ich das weite Abbaugelände, klettere über Geröll und erreiche wieder den Wald. Der Anstieg durch einen lichten Buchenwald ist kurz, aber steil. Ein Abzweig führt mich schließlich zu einer spektakulären Gesteinskugel von rund 15 Metern Höhe, die wie ein riesiger geschnittener Achat aus der Felswand ragt. Eine Infotafel erklärt, wie vulkanische Kräfte diese Kugel formten, und ich staune, welch geologischer Schatz hier verborgen liegt. Großartig!

Tolle Weitblicke am Trautzberg

Zurück am Hauptweg folge ich dem Pfad in einem Bogen hinauf zur dritten Ebene des Steinbruchs. Mit jedem Schritt weitet sich der Blick: über das Ostertal, auf das Dorf Oberkirchen mit seiner markanten Talbrücke, hinüber zum Potzberg und tief ins Pfälzer Bergland. An manchen Stellen glitzern Achatadern rosa in den Felswänden. Ich lasse die grandiose Szenerie auf mich wirken und genieße die warme Herbstsonne auf der Haut.

Nach Verlassen des Steinbruchs führt der Weg durch einen dicht stehenden Fichtenwald hinauf zum Gipfel. Bald erreiche ich den unscheinbaren höchsten Punkt des Trautzbergs auf über 600 Metern und freue mich über den langen Ausblick und die zugleich sanfte Landschaft. Die Ebene ist geprägt von den mächtigen Windrädern des Parks, doch statt störend zu wirken, betonen sie die Weite des Himmels.

Vom höchsten Punkt sind es nur wenige Minuten zu einer neuen Schutzhütte, wo ich eine längere Pause einlege. Auf den Bänken packe ich meinen Proviant aus und eine Thermoskanne mit dampfendem Tee wärmt meine Hände. Durch die Panoramafenster schweift mein Blick über Freisen und die umliegenden Hügel, im Herbstlicht erscheinen die Ortschaften wie Inseln im Meer aus buntem Laub. Ich genieße die Ruhe, schreibe ein paar Notizen in mein Smartphone und spüre, wie die angestrengten Beine langsam entspannen.

Überraschung auf dem Rückweg

Der Rückweg folgt dem Gipfelweg in Richtung Osten. Nach etwa 300 Metern weisen Felsbrocken nach links zu einem kaum erkennbaren Pfad, der zu einem versteckten Aussichtspunkt führt. Hier erwartet mich ein weiterer spektakulärer Panoramablick: Vor mir liegt das weite Umland mit dem markanten Weiselberg und dem Tal von Oberkirchen, im Hintergrund zeichnen sich die Höhen des Pfälzerwaldes ab.

Ein bisschen Wehmut macht sich breit, ich könnte noch viel länger an diesem Punkt verweilen. Schließlich folge ich aber dem Pfad zurück zum Gipfelweg und erreiche nach kurzer Zeit die Schutzhütte erneut. Von dort aus geht es auf vertrautem Weg hinunter nach Freisen, vorbei an den Windrädern und den bewaldeten Hängen. Nach rund vier Stunden bin ich wieder am Ausgangspunkt und fühle mich angenehm müde.

Eine abwechslungsreiche Tour

Die Wanderung auf den Trautzberg führt durch verschiedene Lebensräume wie offene Wiesen, Mischwälder oder aufgelassene Steinbrüche und verbindet geologische Vergangenheit mit moderner Energiegewinnung. Mir gefiel besonders der Kontrast zwischen den mächtigen Windrädern und den uralten Gesteinen des Hellerbergs.

Diese Rundtour eignet sich für Wanderer, die abwechslungsreiche Pfade mögen und sich für Erdgeschichte begeistern können. Wer möchte, kann sie mit einem Besuch des kleinen Mineralmuseums in Freisen verlängern, in dem die im Steinbruch gefundenen Achate ausgestellt sind.