Auf den Rehhübel im Erzgebirge

An einem klaren Morgen im März stehe ich am Waldrand bei Geyer, die ersten Sonnenstrahlen brechen durch das Geäst knorriger Buchen und Kiefern. Die Luft ist noch kühl, aber voller Vorfreude. Ein murmelnder Bach begleitet mich auf den ersten Kilometern, während die verschlungenen Pfade sanft ansteigen. Vogelstimmen füllen die Stille, und ab und an huscht ein Reh über den Weg – ein leiser Gruß der heimischen Tierwelt. Ich atme tief ein und spüre, wie jeder Schritt die Hektik des Alltags weiter hinter mir lässt.

Der Anstieg durch knorrige Wälder

Bald schon wird der Pfad steiler. Der breite Forstweg weicht einem schmalen Wandersteig, gesäumt von moosbewachsenen Steinen und Astwerk. Meine Schritte finden Rhythmus auf dem weichen Waldboden. Die Bäume öffnen immer wieder den Blick auf sanfte Hügel und vereinzelt verstreute Gehöfte. Ein leichter Wind trägt den Duft von Fichtenharz heran. Jeder Höhenmeter belohnt mit neuen Perspektiven: Zwischen den Kronen blitzt ein Stück blauer Himmel, dann öffnet sich der Blick in ein Tal, in dem das Licht der Morgensonne tanzt.

Nach gut einer Stunde erreiche ich eine kleine Lichtung. Hier steht eine rustikale Bank aus Baumstämmen, von der aus man den Blick über Baumwipfel hinweg bis zum fernen Fichtelberg schweifen lassen kann. Ich setze mich, genieße einen heißen Tee und ein Stück selbstgebackenen Kuchen, den ich unterwegs eingepackt habe. Unter mir schlängelt sich ein schmaler Weg durch das Grün, als wäre er eigens für mich angelegt. Die Aussicht hüllt mich in eine friedliche Ruhe. Vogelgezwitscher und Windrauschen wirken wie eine sanfte Melodie.

Schon bald bin ich oben

Frisch gestärkt mache ich mich wieder auf den Weg. Der Steig verengt sich, die letzten Meter führen über lose Steine und Baumwurzeln. Die Luft ist nun klar und kalt. Jeder Schritt verlangt Aufmerksamkeit, doch die Vorfreude wächst mit der Höhe. Endlich lichtet sich der Wald, und ein einfacher Holzkreuz markiert den Gipfel des Rehhübels auf 787 Metern. Ich hebe den Blick und sehe das weite Erzgebirge vor mir: sanfte Hügel, vereinzelte Dörfer und tief eingeschnittene Täler. Ein Panorama, das den Atem raubt.

Dieses Panorama ist atemberaubend

Oben angekommen, weht ein kühler Wind, der die letzten Wolkenfetzen vertreibt. Ich setze mich auf einen Felsblock, der wie ein natürlicher Thron wirkt. Unter mir liegt das grüne Band des Waldes, dahinter schimmern schneebedeckte Gipfel – ein Farbenspiel aus sattem Grün, zartem Blau und Weiß. Diese Weite lässt mich klein erscheinen und zugleich frei. Ich schließe die Augen, höre mein eigenes Herz klopfen und spüre eine tiefe Verbundenheit mit der Natur.

Der Abstieg führt mich auf einer anderen Route, die entlang einer Hangkante verläuft. Durch die lichten Wälder fällt das Licht nun schräg und zaubert goldene Flecken auf den Boden. Moose leuchten in smaragdgrün, und vereinzelt stehen Schneereste, die an kühle Wintertage erinnern. Der Weg führt an einem kleinen Teich vorbei, dessen Wasseroberfläche spiegelglatt ist. Ich halte inne, schaue in mein Spiegelbild und lasse den Tag noch einmal Revue passieren.

Eine Pause vom Alltag

Zurück am Ausgangspunkt sitze ich auf einem umgestürzten Baumstamm, die Füße ruhen, der Kopf ist klar. Die Wanderung auf den Rehhübel hat mir gezeigt, wie schön es ist, im Rhythmus der Natur unterwegs zu sein: das leise Rauschen des Waldes, die weiten Ausblicke und das Gefühl, jeden Höhenmeter selbst erkämpft zu haben. Wer dem Alltag entfliehen und kraftspendende Ruhe finden möchte, dem empfehle ich diese Tour im Erzgebirge wärmstens. Die Kombination aus abwechslungsreichen Pfaden und eindrucksvollen Panoramen macht den Rehhübel zu einem wahren Geheimtipp.