Auf stillen Pfaden zum Langenberg

Es gibt Orte, die sich nicht laut ankündigen, sondern leise gewinnen. Der Langenberg im Rothaargebirge ist so ein Ort. Kein imposanter Gipfel, keine spektakuläre Felskulisse – und doch war diese Frühlingswanderung eine der eindrücklichsten, die ich seit Langem gemacht habe.

Frühlingsmorgen in der Stille

Es war ein milder Morgen im Mai, als ich den kleinen Wanderparkplatz nahe Willingen verließ. Die Luft war frisch, der Tau glänzte noch auf den Gräsern, und die Vögel schienen ihre eigene Sinfonie zum Start der Tour zu spielen. Ich ließ den Trubel des Ortes rasch hinter mir und tauchte ein in die stille Welt des Waldes.

Der Weg führte zunächst durch dichten Buchenwald. Frisches Hellgrün umhüllte mich, das Sonnenlicht flackerte durch die Blätter wie durch eine bewegte Wasseroberfläche. Der Pfad war weich, fast federnd, und ich spürte, wie der Alltag mit jedem Schritt leiser wurde.

Auf dem Kamm des Rothaargebirges

Nach etwa einer Stunde wurde der Wald lichter. Der Weg schlängelte sich nun über einen Kamm, der immer wieder den Blick freigab: sanfte Hügel, breite Wiesen, ein Flickenteppich aus Feldern und Wäldern. Das Rothaargebirge zeigt sich hier von seiner ruhigsten Seite: keine spektakuläre Dramatik, dafür eine stille Weite, die tief wirkt.

Kurz vor dem Gipfel des Langenbergs überraschte mich ein Schild: „Höchster Punkt von Nordrhein-Westfalen – 843,2 m ü. NN“. Kein Kreuz, kein Denkmal, nur eine kleine Plakette im Boden. Fast hätte ich den Punkt übersehen – aber genau das machte seinen Charme aus. Kein Trubel, kein Selfie-Hotspot. Nur der Wind in den Wipfeln und ein weiter Blick über das Land.

Gipfelrast mit Weitblick

Ich setzte mich auf einen umgestürzten Baumstamm, holte mein Vesper heraus und ließ den Blick schweifen. In der Ferne sah ich das Eggegebirge, vielleicht auch schon das Sauerland, wer will das hier genau festlegen? Es war nicht der Moment für Kartenstudium, sondern fürs Innehalten.

Der Langenberg ist kein Berg der Superlative, aber einer der Zwischentöne. Und genau das liebe ich an solchen Touren: Sie lassen Raum für Gedanken, für Stille, für Natur, wie sie ist.

Rückweg durch blühende Wiesen

Der Abstieg führte mich über weite Wiesen und durch kleine Waldstücke zurück in Richtung Willingen. Überall blühte es: Löwenzahn, Wiesenschaumkraut, erste Margeriten. Schmetterlinge tanzten über die Wiesen, und eine Eidechse huschte über den Weg, als ich näherkam.

Der letzte Abschnitt verlief über einen alten Forstweg. Nicht spektakulär, aber angenehm zu gehen und perfekt, um das Erlebte sacken zu lassen. Als ich wieder den Ausgangspunkt erreichte, war ich angenehm müde und innerlich ganz ruhig.

Eine Tour für Entdecker der Stille

Die Wanderung auf den Langenberg ist kein Spektakel und genau darin liegt ihr Reiz. Wer klare Luft, weite Ausblicke und stille Pfade sucht, wird hier glücklich. Im Mai zeigt sich das Rothaargebirge von seiner schönsten Seite: frisch, grün und voller Leben. Für mich war es eine Tour, die lange nachhallt – nicht wegen ihrer Höhe, sondern wegen ihrer Tiefe. Der Langenberg hat mich leise beeindruckt und ich komme sicher wieder.