Goldener Herbst auf dem Hirschberg

Ein klarer Oktobermorgen. Die Luft ist frisch, aber nicht kalt – genau die Art von Wetter, bei der man einfach losgehen muss. Ich stehe am Wanderparkplatz in Scharling, das bunte Laub knistert unter meinen Schuhen, und über mir reckt sich der Hirschberg gen Himmel. 1.670 Meter hoch und mit einem Versprechen im Gepäck: goldene Herbstfarben und ein Aussichtskino erster Klasse.

Schon der erste Abschnitt führt durch einen lichten Mischwald, der in sattem Gelb, leuchtendem Orange und warmem Rot brennt. Es riecht nach feuchtem Laub, Moos und ein wenig nach Erde. Der Duft des Herbstes. Die Sonne schiebt sich langsam über die Hügel und taucht die Landschaft in ein weiches Licht. Ich atme tief durch, lasse den Alltag hinter mir und finde in den gleichmäßigen Schritten schnell meinen Rhythmus.

Zwischenstopp mit Weitblick

Nach gut einer Stunde lichtet sich der Wald, und die Almwiesen öffnen den Blick ins Tal. Der Tegernsee liegt tiefblau eingebettet zwischen den Hügeln, eingerahmt von goldgetupften Hängen. Ich lege eine kurze Rast ein, setze mich auf einen sonnengewärmten Stein und lasse den Blick schweifen. Die Fernsicht ist an diesem Tag spektakulär: von den Voralpen bis weit in die Zentralalpen reicht das Panorama.

Einige Kühe dösen noch auf der Weide, ihre Glocken klingen in der Stille wie kleine Melodien. Ich genieße diesen Moment der Ruhe. Kein Lärm, kein Trubel. Nur Natur, Bewegung und der eigene Atem.

Der letzte intensive Anstieg

Der Weg zieht sich nun etwas steiler durch Latschenfelder und steinige Pfade. Die Farben ändern sich hier: Das kräftige Grün der Bäume weicht einem herbstlichen Braun, das sich mit dem blassen Blau des Himmels kontrastreich vermischt. Noch ein paar Kehren, dann liegt das Hirschberghaus hinter mir.

Der Gipfel selbst ist nur noch einen Katzensprung entfernt. Ich spüre, wie mein Herz ein wenig schneller schlägt. Nicht nur wegen der letzten Höhenmeter, sondern auch aus Vorfreude. Und dann stehe ich oben, auf dem kleinen Kreuz, den Rücken im Wind, die Augen in der Weite.

Ein wunderschöner Gipfel im Herbstlicht

Was für ein Blick. Unter mir breitet sich das Tal aus wie eine Landkarte. Der Tegernsee glitzert, als hätte jemand Diamanten auf seine Oberfläche gestreut. Im Süden reihen sich die schneebestäubten Gipfel der Karwendel- und Zentralalpen aneinander, im Norden fließt der Blick hinaus ins flachere Land.

Ich bleibe lange oben, länger als geplant. Der Oktober ist gnädig, die Sonne wärmt noch spürbar, und das Licht ist weich und golden. Es sind diese seltenen Tage, an denen man gar nicht mehr hinunter will. An denen man meint, genau hier müsse das Leben pausieren.

Ein farbenfroher Abstieg

Ich nehme denselben Weg zurück, weil ich die Landschaft noch einmal in vollen Zügen genießen will. Das Licht hat sich verändert: tiefer, wärmer, fast dramatisch. Die Schatten der Bäume sind länger geworden, und die Farben des Laubs wirken noch intensiver als beim Aufstieg. Immer wieder bleibe ich stehen, drehe mich um, sauge das Panorama ein.

Im Tal angekommen, wirkt alles ein wenig kleiner, ruhiger, geordneter. Ich blicke zurück zum Gipfel, der jetzt schon leicht im Schatten liegt. Eine letzte Verbeugung vor einem Tag, der sich tief eingebrannt hat. Diese Tour auf den Hirschberg ist kein Geheimtipp, aber sie ist ein Klassiker aus gutem Grund. Gerade im Oktober, wenn sich die Natur noch einmal in voller Pracht zeigt, ist sie eine Einladung, einfach loszuwandern.