Im Saarland auf dem Dollberg
Es gibt diese Tage im Oktober, da leuchtet der Wald, als würde er in Flammen stehen – nur ohne Rauch, ohne Lärm. Genau so ein Tag war es, als ich zum Dollberg aufgebrochen bin. Mit seinen 695 Metern ist er der höchste Punkt des Saarlands. Keine alpine Herausforderung, aber ein wunderbares Ziel für eine herbstliche Wanderung voller Farben, Geschichte und Ausblicke.
Start im Schatten der Bäume
Mein Weg beginnt am Parkplatz nahe dem Ort Neuhütten, dort, wo der Nationalpark Hunsrück-Hochwald an den Saar-Hunsrück-Steig grenzt. Schon beim ersten Schritt hinein in den Wald spüre ich: Das wird ein besonderer Tag. Die Luft ist klar, die Vögel halten sich zurück, und über dem weichen Laubteppich liegt ein stilles Leuchten. Ich gehe fast andächtig, als wolle ich die Farben nicht stören.
Der Pfad führt mich sanft bergauf, mal auf breiteren Forstwegen, mal auf schmalen, wurzelreichen Pfaden. Die Blätter knistern unter den Sohlen, und hin und wieder bricht ein Sonnenstrahl durch das Blätterdach und taucht den Weg in goldenen Glanz.
Keltischer Zauber am Ringwall
Nach etwa einer Stunde lichtet sich der Wald, und vor mir öffnet sich eine historische Überraschung: der keltische Ringwall von Otzenhausen. Ein uralter Ort, der auch heute noch etwas Ehrfurcht ausstrahlt. Die mächtigen Steine, die hier seit über 2000 Jahren liegen, scheinen in der Herbstsonne fast zu glühen. Ich umrunde die Anlage in aller Ruhe, lasse die Atmosphäre auf mich wirken. Wer hier war, versteht: Wandern kann auch eine Reise in die Vergangenheit sein.
Der Aufstieg zum Dollberg
Von der keltischen Stätte aus führt mich der Weg weiter hinauf, sanft aber stetig. Der Wald wechselt sein Kleid: Buchen, Fichten, einzelne Birken. Und immer wieder dieser Blick nach oben, wo sich das Himmelsblau mit den Kronen der Bäume trifft. Es ist, als würde der Wald mich begleiten, Schritt für Schritt.
Oben angekommen erwartet mich kein Gipfelkreuz, keine spektakuläre Felsformation – sondern Ruhe. Ein unscheinbarer Stein markiert den höchsten Punkt. Aber gerade diese Zurückhaltung gefällt mir. Kein Spektakel, nur ein stilles Willkommen. Und der Blick: Weit über das Land, über Wälder, Hügel und Felder – alles in warmen Herbsttönen getaucht. Ich atme tief ein.
Rast mit Aussicht
Ich finde einen sonnigen Platz am Waldrand und packe eine kleine Stärkung aus. Mehr braucht es nicht, um glücklich zu sein: ein weites Panorama, das Rascheln der Blätter im Wind, der Geruch von feuchter Erde und Moos. Unten im Tal liegt der Nonnweiler Stausee, still und blau zwischen den bunten Hängen. Ich bleibe länger sitzen als geplant. Einfach, weil es so gut tut.
Der Rückweg durch das Farbenspiel
Der Abstieg folgt einer leicht anderen Route, führt mich in weitem Bogen zurück durch den Wald. Und wieder dieses Spiel der Farben: Rostrot, Goldgelb, leuchtendes Orange. Ich treffe kaum einen Menschen – nur ab und zu ein freundliches Nicken, ein leises „Hallo“. Es ist, als hätte der Wald sich für den Abschied besonders hübsch gemacht.
Nach gut drei Stunden bin ich wieder am Ausgangspunkt. Der Dollberg mag kein spektakulärer Gipfel sein, aber er ist ein Ort zum Durchatmen, zum Staunen, zum Verweilen. Und gerade im Oktober zeigt er sich von seiner schönsten Seite. Wer im Herbst wandern möchte, ohne überlaufen zu werden, findet am Dollberg ein ideales Ziel. Die Mischung aus Geschichte, Natur und Weite ist genau richtig für alle, die den Herbst bewusst erleben wollen.